Am 04. Dezember 2015 riefen die finnische Symphonic-Metal-Band Nightwish in die ausverkaufte Jahrhunderthalle nach Frankfurt. Als support waren Arch Enemy, sowie die Landsmänner von Amorphis dabei. Dass man an diesen Bands nicht vorbeikommen kann, zeigte auch die lange Menschenschlange, die sich bereits kurz vor dem Einlass vor der Location bildete. Trotz dieses Ansturms wurde die Einlasskontrolle zügig vollzogen. Im Inneren der Halle angelangt, stattete man den Merchandise.-Ständen einen Besuch ab. Im Konzertsaal angelangt, ließen wir erstmal den Blick durch die Reihen schweifen und waren überrascht, wie bunt gemischt das Publikum war: Metalheads, Schüler, Hausfrauen und Rentner , fieberten gemeinsam dem Startschuss der Show entgegen.
Den Anfang machten die Finnen von Amorphis! Erst im September brachten sie ihr neues Studioalbum „Under The Red Cloud“ auf den Markt, das von Fans und Kritikern gleichwohl als berauschendes Manifest gefeiert wurde. Der Opener „Death Of A King“ klang aus den Hallenboxen. Lead-Sänger Tomi Joutsen growlte sogleich aus tiefster Kehle, während das Publikum zunächst noch andächtig lauschte. Mit „Sacrifice“, einer weiteren Nummer vom aktuellen Album, wurde dann das Publikum von der Saitenfraktion erfolgreich zum mitmachen animiert. Die wohl größte Aufmerksamkeit zogen die beiden eingängigen „Skyforger“-Stücke „Sky Is Mine“ und „Silver Bride“ auf sich. Immer wieder standen auch die beiden Gründungsmitglieder und Gitarristen Tomi Koivusaari und Esa Holopainen im Fokus, die ihren Instrumenten das ein oder andere Solo entlockten. Nach knapp 40 Minuten Spielzeit besiegelte dann „House Of Sleep“ das Ende des Auftritts von Amorphis. Die obligatorische Verbeugung vor den Fans durfte natürlich nicht fehlen, die den Musikern honorierenden Applaus entgegen brachten.
Der Umbau ging zügig voran. Es verging kaum eine Viertelstunde und schon hallte das Gitarren-Intro der schwedischen Melodic-Death-Metal-Band Arch Enemy durch die Arena. Mit einem flinken Satz preschte die Truppe um die hübsche Frontfrau Alissa White-Gluz aus dem Hintergrund hervor, mit im Gepäck „Yesterday Is Dead And Gone“ – Das Tempo und die Brachialität wurde spätestens jetzt neu definiert. „We are Arch Enemy, and this is War!“ stellte die Sängerin unmissverständlich klar, während der Titelsong des aktuellen Albums „War Eternal“ ertönte.Für alle Metalheads, die der Aufforderung „Fists in the Air“ mehr als gerne nachkamen. Schon bemerkenswert, welch fieseste Growls die Dame aus ihrem Stimmorgan gräbt, diese dann aber auch noch unterschiedlich zu intonieren, ist schon eine Klasse für sich. Ohnehin zeigten alle Musiker vollen Körpereinsatz, die Gitarristen lieferten sich ein Duell nach dem anderen, während Alissa den Mikrofonständer durch die Luft wirbelte, oder auf den Podesten rumturnte. Als Eyecatcher fungierte auch das transparente Schlagzeug, das von innen beleuchtet wurde. Zu guter Letzt hüpfte das gesamte Infield zum Song „No Gods, No Masters“ kollektiv in die Höhe, während mit dem finalen „Nemesis“ der Göttin des gerechten Zorns Tribut gezollt wurde. Unter tosenden Applaus verabschiedete man sich nur widerwillig von den Schweden.
Nun trennte die Zuschauer nur noch eine halbstündige Umbaupause vom großen Finale. Ein schwarzer Vorhang verhüllte die Bühne. Als das Licht erlosch, war der Jubel groß. Einleitende Worte waren zu vernehmen und unter einem lauten Knall fiel der Vorhang und Nightwish gingen mit „Shudder Before The Beautiful“ gleich pompös und eindrucksvoll in die Offensive. Es bedarf keines überspringenden Funkens, denn die Jahrhunderthalle steht vom ersten Ton an in Flammen. Sängerin Floor beherrscht die Bühne mit einer betörenden Mischung aus Eleganz, Rock’N’Roll und ihrer ausdruckstarken, vielseitigen Stimme und fügt sich so perfekt in das Bandgefüge ein. Auf dem aktuellen Album „Endless Forms Most Beautiful“ feierte die Dame nicht nur ihren Einstand, sondern überzeugte durch ihre gesanglichen Qualitäten, Fans und Kritiker gleichermaßen.
Hinzu kam ein gut abgemischter Sound, der jede feine Nuance im Klangbild klar und deutlich heraushören lies, ohne das die brachialen Gitarrenwände zu sehr dominierten. Zu „Ever Dream“ richtete Floor ihr Mikro in die Menge und lies ganze Abschnitte vom Publikum singen, während zu „My Walden“ noch eine zusätzliche visuelle Untermalung in Form großer LED-Panels geschaltet wurde, die stimmungsvolle Landschaftsbilder zeigten. Nightwish sind zudem bekannt für ihre vielschichtige musikalische Umsetzung und so sorgte Troy Donockley mit Instrumenten wie Uilleann Pipes und Tin Whistle zwischendurch für einen folkigen Anstrich. Neben Songs vom aktuellen Studioalbum durften natürlich auch große Klassiker wie „Nemo“ oder das balladeske „Sleeping Sun“ nicht fehlen, auch wenn man dabei unweigerlich immer noch Parallelen zu Tarja Turunen zieht, die diese Songs einst mit ihrer Stimme geprägt hat.
Das Publikum ist sichtlich begeistert von diesem Spektakel und auch der Band sieht man die Spielfreude deutlich an. Bassist und Sänger Marco Hietala harmoniert während der Ansagen mit Floor Jansen, als stünden sie schon ewig gemeinsam auf der Bühne und Floor selbst wagt sich an einige charmant-akzentuierte deutsche Phrasen.
Seinen Höhepunkt findet der Abend bei dem 24-Minütigen Epos „The Greatest Show On Earth“, in welchem die Evolution in Tuomas Holopainens poetischem Stil besungen und von bewegenden Naturaufnahmen unterstrichen wird. Ein Gänsehautmoment jagt den nächsten – eigentlich erwartet man nichts anderes von den Finnen. Dennoch verlässt man an diesem Abend die Jahrhunderthalle zutiefst beeindruckt und mit dem Gedanken, dass Nightwish es wieder einmal geschafft und sich selbst übertroffen haben.